Die Kirchenchöre Baar-Steinhausen besuchen das Kloster Baldegg

 

Rund sechzig Frauen- und Männerstimmen liessen den Psalm 150 von César Franck derart kraftvoll und beschwingt in die Institutskirche Baldegg hinausklingen, dass die Herzen der Gottesdienstbesucher um einiges höher schlugen und echte Feststimmung aufkam. Die Kirchenchöre Baar-Steinhausen genossen den diesjährigen Ausflug am 6. September ins Luzernische Seetal, gestalteten den Gottesdienst in der Institutskirche und bekamen eine informative Führung durch das Koster Sonnhalde.

Nach dem stärkenden Apéro, gespendet vom Kloster Baldegg, bedankte sich die Sängerschar mit zwei Liedern und war anschliessend ganz Ohr für den ersten Teil der Führung im Klosterhof, wo damals die junge Schwesterngemeinschaft im Schloss zu Baldegg 1830 ihren Anfang nahm.

Auf Initiative von Kaplan Josef Leonz Blum von Hochdorf sollte im ländlichen Seetal der Mädchenbildung mehr Beachtung geschenkt werden. Sieben leibliche Schwestern der Familie Hartmann aus dem Bauerngut Hilty bei Hohenrain stellten sich für diese Aufgabe zur Verfügung. Die religiöse Gemeinschaft übernahm später die Ordensregel des heiligen Franziskus von Assisi.

Die junge Schwesterngemeinschaft hatte es in der damaligen, politisch schwierigen Zeit nicht einfach. In den Wirren des Sonderbundskrieges mussten die Schwestern fliehen. Einige sind im Kt. Zug aufgenommen worden. Man überliess ihnen Gebäulichkeiten in Heiligkreuz Cham. Als dann 1862 die Luzerner Regierung wechselte, durften die Schwestern wieder zurück ins Schloss Baldegg. Die jüngeren sind in Cham geblieben und haben den Grund gelegt zum heutigen Kloster Heiligkreuz. Heiligkreuz lebte als eigenständige Institution weiter. Also: Heiligkreuz ist ein „Kind“ von Baldegg.

In der Klosterherberge, die 2009 eröffnet wurde, durfte man sich zum Mittagessen hinsetzen. Der stilvoll gedeckte Tisch und das exklusiv zubereitete Mittagessen brachte alle zum Schwärmen. Mit Gesang zu Beginn und am Schluss gab der Chor dieser Freude Ausdruck.

Der Verdauungsspaziergang zum Kloster Sonnhalde sorgte dafür, dass die nächste Portion an geistiger Nahrung wiederum voll motiviert aufgenommen werden konnte. 1972 ist das neue Mutterhaus eingeweiht worden. Der berühmte Architekt, Marcel Breuer, setzte in der religiösen Baukunst ganz neue Schwerpunkte. Er sagte: Die Schwestern sollten die Welt ins Kloster hineinlassen und selber den Blick auf die Welt haben. Anderseits muss das Klosterleben auch den Rückzug aus der Welt aufzeigen. Dies ist ihm in der Gestaltung der ganzen Anlage gelungen. Der Architekt Beat Jordi hat anhand des St. Galler Klosterplans einige Parallelen zum Neubau von Baldegg aufgezeigt und unter anderem hervorgehoben, wie die straffe Ordnung einer Klosteranlage in Baldegg durch das Doppel-H ausgedrückt wird. In der Kapelle liess es sich der Chor nicht nehmen, auch hier die Akustik auszuprobieren und zu geniessen. Auf dem Friedhof, von wo man noch einen Gesamtanblick der Anlage bekommt, endete die Führung.

Ein Besuch im Klosterladen, Begehen der Lebenstreppe oder ein Schwatz im Klosterkafi rundeten den Tag ab. Er war ein nachhaltiges Erlebnis. Und – wenn eine über 90-jährige Schwester bei einer spontanen Begegnung sagte: „Das ist doch ein wahres Glück, in einem solchen Chor mitsingen zu dürfen!“ spricht das für sich.

Für die Kirchenchöre Baar-Steinhausen
Sr. Boriska Winiger

Kirchchenchor Baar Steinhausen Ausflug 2015 Baldegg